Faktor Mensch

 
Bevor ich in den nächsten Workshop verschwinde, möchte ich noch etwas loswerden.
Bei einem Workshop weiß man ja nie, was einen erwartet – das macht es so spannend. Du weißt ein wenig über den Dozenten und hast eine Beschreibung des Themas. Du hast eine Materialliste: Entweder bringst du viel zu viel mit, oder du hast das, was du dann brauchst nicht dabei. Egal – irgendwer leiht dir was oder du improvisierst.

Ein besonderer Faktor eines Workshops sind die anderen Teilnehmer. Wer kommt, auf welchem Level arbeiten sie und wie viel oder wenig Input brauchen sie vom Dozenten. Da gibt es die Unabhängigen (30%), die Teamplayer (20%), die Sauger (5%), die Verzweifelten (5%) und die Unsichtbaren (40%). Natürlich gibt es auch Mischtypen oder welche, die mal so, mal so sind, je nach Thema und persönlichem Aggregatzustand.

Die Unabhängigen machen ihr Ding. Vielleicht haben sie einen eigenen Stil und ein eigenes Thema. Sie nutzen den Raum und die Zeit des Workshops, sind durchlässig für Inspirationen ihrer Nachbarn und des Dozenten und geraten leicht in Flow. Es sind Macher. Andere Teilnehmer kommen an ihren Tisch und machen Ahh und Ohh (á la : "das könnte ich nie").

Die Teamplayer sind meist auf fortgeschrittenem Level und haben eine ausgeprägte soziale Ader. Einerseits möchten sie etwas dazulernen und ausprobieren, andererseits haben sie Antennen für hilfsbedürftige Teilnehmer und unterstützen sie gern mit Rat und Tat. Oft sind sie selbst Dozenten oder werden es irgendwann. Andere Teilnehmer kommen an ihren Tisch und bitten um Hilfe.

Die Sauger nehmen von allem mehr in Anspruch oft ohne es selbst zu merken. Sie denken, dass sie trotz der anderen 10-20 Teilnehmer Anspruch auf 80% der Aufmerksamkeit des Dozenten haben und fragen ununterbrochen. Das hilfreiche Potential ihrer Nachbarn haben sie oft nicht im Blick. Sie wünschen sich exakte Arbeitsaufträge und solide Dokumentation. Andere Teilnehmer machen lieber einen Bogen um ihren Tisch.

Die Verzweifelten stellen hohe Ansprüche an sich selbst und vergleichen sich gern mit Dozenten und Teilnehmern auf fortgeschrittenerem Level. Anspruch und Umsetzungsvermögen passen (noch) nicht zusammen. Sie sind extrem selbstkritisch. Die Ergebnisse des Workshops haben sie genau vor Augen. Große Verzweiflungsausbrüche sind vorprogrammiert und meist gehen sie mit unfertigen Arbeiten nach Hause. Andere Teilnehmer wundern sich über soviel unnötige Unzufriedenheit.

Die Unsichtbaren arbeiten entspannt diszipliniert und haben Spaß am Workshop. Ihr Tisch ist unsichtbar.

Und jetzt bin ich gespannt, was – oder besser wer – mich ab Donnerstag erwartet ;-)

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